Weichenstellungen:
"Die Alternative" zur WASG geplant
Abspaltungen der Wahlalternative wollen Dachverband gründen
Von Martin Müller-Mertens
Es scheint, als wären in den vergangenen zwei Tagen keine neuen WASG-
Abspaltungen mehr gegründet worden. Die bereits existierenden machen
jedoch Anstalten, sich gemeinsam aufzustellen. In Berlin rief Spitzen-
kandidatin Lucy Redler unterdessen dazu auf, sich nicht der neuen
WASB anzuschließen.
Nach den zunächst verwirrenden Meldungen kristalisiert sich zumindest die in Sachsen-Anhalt geründete BASG zumindest personell weiter heraus. Vorsitzender ist der bisherige Landesschatzmeister der Wahlalternative, Christian Sebastian. In der "Magdeburger Volksstimme" warf er seiner früheren Partei Postengerangel und Untätigkeit in Fragen der sozialen Gerechtigkeit vor. Zugleich bestätigte er die bereits kursierende Zahl von 50 Mitgliedern.
Nach wie vor im Dunkeln liegt dagegen die Abspaltung Berlin WASG Geht!, die am Mittwochnachmittag völlig überraschend ihre Existenz bekannt gab und eine Wahlanzeige einriechte.
Aus Kreisen der WASG wurde kolportiert, daß es sich dabei um das Projekt eines früheren Mitglieds handelt, welches suspendiert und mit Funktionsverbot belegt worden war. Nach Angaben des stellvertretenden BASG-Chefs, Hans-Jörg Guhla, ist seine Partei bereits die elfte Abspaltung von der Wahlalternative. Bislang sind diese jedoch nur lokal oder regional begrenzt aufgetreten. Guhla zu Folge wollen sich Vertreter der Organisationen Ende Mai in Wittenberg treffen, um einen gemeinsamen Dachverband mit Namen
"Die Alternative"
zu gründen.
Im Gegensatz zur WASB und auch der BASG, die vor allem
ob des gegenwärtig eskalierenden Streits um die konkurrierenden Wahlantritte zur Linkspartei in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern Publizität erhielten, ist über die anderen Abspaltungen im Prinzip nichts bekannt.
Nenneswert ist die Organisation "Frieden und soziale Gerechtigkeit" (FSG), die gegenwärtig von Mitgliedern des fusionskritischen Leverkusener Kreises zu einer Partei aufgebaut werden soll. Der Kreis hatte sich bereits im Juni vergangenen Jahres gegründet und tritt auch gegen eine gemeinsame Kandidatur der WASG mit der Linkspartei zum Bundestag ein.
Eiszeit herrschte bislang u.a. auch zwischen den Vorständen von Linkspartei und WASG in Bonn, wobei letzterer vor wenigen Tagen geschlossen zurücktrat. Die sachsen-anhaltinische Landesvorsitzende und Fusionsbefürworterin, Dolores Rente, erwartet derweil weitere Übertritt. Die jetzt erfolgte Ausgründung bezeichnete sie gegenüber der Presse als lediglich "den Anfang", da auch der Zusammenschluß von WASG und Linkspartei insgesamt noch "sekptisch betrachtet" werde. Eine ernsthafte Konkurrenz konnte sie in der neuen Partei jedoch nicht sehen.
Mit Blick auf die WASB hatte es in den vergangenen Tagen immer wieder Vermutungen gegeben, diese sei eine Auffangorganisation des Landesvorstandes. Zumindest Spitzenkandidatin Lucy Redler wies dies in einem Beitrag für die "Linke Zeitung" am Donnerstag zurück. Zwar könne sie die Beweggründe der Neugründung nachvollziehen, jedoch sei es richtig, weiter an der eigenständigen Kandidatur der WASG festzuhalten.
Dem Bundesvorstand warf sie Methoden aus der "bürokratisch
sozaldemokratischen oder -stalinistischen Mottenkiste" vor, der den
Aufbau einer neuen Linken schade und forderte, "diese Politik sofort
zu beenden und den Komissar Aydin zurück zu rufen".