|
| | |
|
Hinweise auf einschlägige interessante Bücher, Filme, Veranstaltungen, Leute.
Buchkritik- Neuer Reformbrei aus alten Zutaten VON ACHIM TRUGER Seit Ende des vorigen Jahres verläuft die ökonomische Reformdebatte in Deutschland etwas ruhiger. In der Großen Koalition haben beide Parteien offenbar kaum noch Interesse an Schwarzmalerei zur Rechtfertigung marktradikaler Reformen. Unter vielen wirtschaftspolitischen Akteuren mehren sich angesichts der Erfolglosigkeit der praktizierten Reformpolitik zudem die Zweifel, ob Deregulierung, Sparpolitik und Abbau des Sozialstaats wirklich der Königsweg zu mehr Wachstum und Beschäftigung sind. (AM) Mehr...
Heiner Flassbeck, 50 einfache Dinge, die Sie über unsere Wirtschaft wissen sollten Wird am 28.3. in der Verdi-Bundesverwaltung in Berlin von Oskar Lafontaine und Frank Bsirske vorgestellt. (AM) Mehr...
Drei Buchbesprechungen von Achim Truger aus der FR
- Heribert Prantl: Kein schöner Land. Die Zerstörung der sozialen Gerechtigkeit,
- Deckstein/Felixberger/Gleich/Lotter: Wir kündigen
- Hans Tietmeyer, Herausforderung Euro.
(AM) Mehr...
Buch-Tipp: Steffen Lehndorff (Hg.), Das Politische in der Arbeitspolitik. Ansatzpunkte für eine nachhaltige Arbeits- und Arbeitszeitgestaltung Arbeitspolitik wie Arbeitsforschung befinden sich gleichermaßen in der Defensive. Wenn heute in Zeiten andauernder Massenarbeitslosigkeit „Vorrang für Arbeit“ gefordert wird, ist damit auch gemeint: „Hauptsache irgendwelche Arbeit“. Die veränderten, auf „indirekte“ Steuerung setzenden Arbeits- und Organisationsformen entziehen der Arbeitspolitik herkömmlichen Zuschnitts zusätzlich den Boden.
Dieses Buch basiert auf einem Verständnis von Arbeitsforschung, deren Analysen der Arbeitswelt darauf zielen, offensiv Ansatzpunkte für Politik freizulegen. (WL) Mehr...
Buch Tipp: „Nur noch Markt, das ist zu wenig“ ... unter diesem Titel hat Hans Mundorf, der große Journalist des Handelsblatts, jetzt ein sehr lesenswertes Buch geschrieben. Es eröffnet die neue Reihe der Otto-Brenner-Stiftung und wurde am 6.2. im IGMetall-Forum in Frankfurt vorgestellt. Es befasst sich kritisch mit den Entwicklungen unserer Zeit und ist gekonnt und gut lesbar formuliert. Das Vorwort schrieb Jürgen Peters. Erschienen ist das Buch im VSA-Verlag. 214 Seiten. 14.80 Euro. (AM)
Buchbesprechung: Jean Ziegler „Das Imperium der Schande“ Jean Ziegler, seit dem Jahr 2000 UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung und Kritiker des "globalisierten Raubtierkapitalismus", prangert in seinem aktuellen Buch "Das Imperium der Schande" die Missstände der Dritten Welt an. Das Buch ist eine aufrüttelnde Anklage eines engagierten Globalisierungskritikers. Offizielle Zahlen und Fakten der Vereinten Nationen belegen seine Vorwürfe. Christine Wicht hat für die NachDenkSeiten das Buch besprochen. (WL) Mehr...
Armes reiches Deutschland, das Jahrbuch Gerechtigkeit 26 kirchliche Herausgeber meinen: Deutschland hat Ressourcen zur Bewältigung der Probleme. (AM) Mehr...
Buchbesprechung: Cornelia Heintze, Wohlfahrtsstaat als Standortvorteil. Es gibt in Gestalt der skandinavischen Länder eine erfolgreiche Entwicklungsalternative zum neoliberal-angelsächsischen Weg. Ein Ranking, das die tatsächlichen Erfolge wohlfahrtsstaatlicher und neoliberaler Strategien in den letzten Jahrzehnten bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit miteinander vergleicht und dabei zu dem Ergebnis kommt, dass die skandinavischen Länder einen Entwicklungspfad repräsentieren, bei dem Erfolge auf einem Gebiet nicht mit der Vernachlässigung von anderen wichtigen gesellschaftlichen Problemstellungen erkauft werden müssen. (WL) Mehr...
Spendenaktion „Schulbücher für alle“ Werner Schlegel von ver.di Gelsenkirchen macht uns auf eine Spendenaktion aufmerksam, die zum einen für NachDenkSeiten-Leser aus der Region unterstützenswert ist, zum anderen beispielhaft und Vorbild für andere sein könnte. Deshalb stellen wir den Aufruf in unserer Rubrik Tipps ein. (AM) Mehr (PDF)...
Buchbesprechung: Daniel Cohen, Die Globalisierung zum Friedensprojekt machen Der sich selbst überlassene Kapitalismus führe ohne bewusste Steuerung durch die Politik nicht zu einem störungsfreien Wirtschaftswachstum und bringe auch keine sozialstaatlichen Strukturen und keine befriedigenden Ergebnisse im internationalen Warenaustausch hervor. Dieser These geht Daniel Cohen in einem historischen Rückblick von der frühen Phase der Globalisierung bis heute nach. Im Ergebnis fordert er die Politik dazu auf, unter Zugrundelegung von Menschenrechten und Demokratie über die UNO einen internationalen politischen Rahmen verbindlicher Standards zu entwickeln, der geeignet ist, dem Bedrohungsszenario Globalisierung eine gerechtere globale Wirtschaftsentwicklung als langfristiges Friedensprojekt entgegenzusetzen. Gerhard Kilper hat für uns das bisher nur auf Französisch erschienene Buch "La mondialisation et ses ennemis" besprochen. Mehr...
Buchbesprechung: „Princes of the Yen: Japan's Central Bankers and the Transformation of the Economy“ von Richard A. Werner Kai Ruhsert bespricht für uns ein für unsere ökonomische Debatte hoch interessantes Buch. Mehr...
Buchbesprechung: Wolfgang Herles, beschimpft mit „Dann wählt man schön“ das bockige Wahlvolk. Einer unserer Leser, Martin Steinmetz, bespricht für uns das Buch von Wolfgang Herles: „Dann wählt man schön. Wie wir unsere Demokratie ruinieren“. Mehr...
Buchtipp: Heinz-Josef Bontrup stellt dem Primat der Wirtschaft eine demokratische Alternative entgegen Zur Befriedigung seiner Gewinnansprüche drängt das Kapital auf eine immer ungleichere Verteilung des Sozialprodukts. Gewinn ist aber kein Selbstzweck, und die Wirtschaft ist für die Menschen da, nicht umgekehrt. Dies ignoriert auch die Politik. Der Staat zieht sich aus seiner Verantwortung zurück und überlässt die wirtschaftliche Entwicklung den »Selbstheilungskräften des Marktes«. Hinzu kommt noch eine krisenverschärfende Wirtschaftspolitik. Nach einer einzel- wie gesamtwirtschaftlichen Kritik rückt Heinz J. Bontrup, Professor für Wirtschaftswissenschaft in Gelsenkirchen, die Alternativen in den Mittelpunkt. Es geht ihm um eine demokratische Wirtschaft, die den allgemeinen Wohlstand erhöht und nicht nur den Reichtum einer kleinen Schicht. Eine Buchbesprechung von Peter Pulte, Professor für Arbeits- und Sozialrecht. Mehr...
BUCHKRITIK - Nikolaus Piper: "Willkommen in der Wirklichkeit" Unter der Überschrift „Mangelnder analytischer Durchblick“ erschien am 18.5.05 in der Frankfurter Rundschau eine Rezension von Achim Truger. Mehr...
Wie "Der Spiegel" zu dem wurde, was er ist Eine Biografie des Chefredakteurs erklärt, warum vom Hamburger Nachrichtenmagazin kaum noch aufklärerischer Journalismus zu erwarten ist: Oliver Gehrs, Der Spiegel-Komplex. Wie Stefan Aust das Blatt für sich wendete. Droemer Verlag. Besprechung siehe Kritisches Tagebuch vom 31.3.2005
Buchtipp: Gustav A. Horn sieht Deutschland vor allem in einer Krise des ökonomischen Denkens Der Konjunkturforscher Gustav A. Horn widerspricht in seinem neuen Buch den gängigen Begründungen der angebotstheoretischen Ökonomie für unsere Wachstumsschwäche. Er stellt der „erschreckend“ einseitigen Wahrnehmung unserer Probleme verengt auf die Angebotsseite des Güter- und des Arbeitsmarktes eine gesamtwirtschaftliche Sichtweise gegenüber. Er sieht die Wurzel des schwachen Wachstums und der hohen Arbeitslosigkeit im Kern in einem Nachfragemangel und entwickelt ein Gegenprogramm gegen Sparen und Sozialabbau. Er fordert eine Neuausrichtung der Geld-, Finanz- und Lohnpolitik, die mehr Expansion möglich macht als bisher. Horn hat den NachDenkSeiten eine Zusammenfassung seines Buches zur Verfügung gestellt. (WL) Mehr...
Oskar Lafontaine Politik für Alle Streitschrift für eine gerechte Gesellschaft 5,2 Millionen Arbeitslose in Deutschland, massiver Sozialabbau, wachsende Armut – und es ist kein Ausweg aus der Misere in Sicht. Politik und Wirtschaft halten nach wie vor am Kurs der Reformen fest, das deutsche Volk aber fühlt sich verraten und verkauft, reagiert mit Politikverdrossenheit und Protest.
Die Parteien, allen voran die SPD, haben ihre Ideale auf dem Altar des Neoliberalismus geopfert und bauen Staat und Gesellschaft rücksichtslos um. Oskar Lafontaine zeigt in seiner Streitschrift auf, warum die gegenwärtige Politik zum Scheitern verurteilt ist, und entwirft konkrete Vorschläge, wie sich eine gerechte Gesellschaft realisieren lässt. Sein Tenor: Nur durch einen radikalen Kurswechsel der Politik lassen sich die Menschen für die Demokratie zurückgewinnen.
Mit Politik für alle hat Oskar Lafontaine ein kämpferisches Buch geschrieben, das nicht nur denen aus dem Herzen spricht, die nach einer linken politischen Alternative Ausschau halten. Econ Verlag ISBN 3-430-15949-0 302 Seiten 19,95 €
„Die Ökonomie des unschuldigen Betrugs“ Diesen Titel trägt der neueste Essay von John Kenneth Galbraith, in dem er viele Beispiele für den „Realitätsverlust der heutigen Wirtschaft“ abhandelt. Der 97-jährige Galbraith, einer der bekanntesten Wirtschaftswissenschaftler, kommt zu dem Schluss, „dass die wahren Verhältnisse auf keinem anderen Gebiet durch soziale oder auf Gewohnheit beruhende Präferenzen sowie materielle Individual- und Gruppeninteressen derart verschleiert werden wie in der Ökonomie und der Politik.“ (WL) Mehr...
Buchrezension: Asoziale Marktwirtschaft von Hans Weiss und Ernst Schmiederer Einer unserer aktivsten Leser, Bernd Frank Schwab, hat für uns dieses angesichts der aktuellen Debatte um eine weitere Senkung der Unternehmenssteuern höchst interessante Buch rezensiert. (WL) Mehr...
Gesteuerte Demokratie? Lesenswerte Referate eines Kongresses der Bewegungsakademie Was versteht man unter „Neoliberalismus“? Wer sind dessen geistige Ziehväter und wie organisieren diese sich, wer fördert sie und wie entfalten sie ihre politische Wirkung? Welche Rolle spielen die „Berater“? Wie konnte es dazu kommen, dass „neoliberale“ Konzepte als alternativlos gelten können? Welchen Einfluss haben Verbände und Think Tanks auf den Feldern der Bildungs-, Umwelt- und Gesundheitspolitik? Wie wird Einfluss auf Politik und Medien genommen und wie laufen verdeckte PR-Kampagnen? Wer sich über diese Fragen Gedanken oder Sorgen macht, der findet in den in einem Sammelband abgedruckten Referaten, die im Sommer 2004 auf einem von der Bewegungsakademie veranstalteten Kongress „Gesteuerte Demokratie? Wie neoliberale Eliten Politik und Öffentlichkeit beeinflussen“ gehalten wurden, viele Informationen, Antwortversuche und nachdenkenswerte Anstöße.
Ulrich Müller/Sven Giegold/Malte Arhelger (Hrsg.), Gesteuerte Demokratie? Wie neoliberale Eliten Politik und Öffentlichkeit beeinflussen, VSA-Verlag Hamburg 2004
Hintergründe, Auftraggeber und Ziele der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ – Eine Analyse der Hans-Böckler-Stiftung Über die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), den am besten aufgestellten Think-Tank und der aktivsten PR-Maschine für einen wirtschaftsliberalen Kurs- und Klimawechsel in Deutschland, mit einem Etat von 10 Millionen Euro jährlich, professioneller Organisationsstruktur und permanenter Medienpräsenz berichtet Rudolf Speth in einer ausführlichen Analyse, veröffentlicht von der Hans-Böckler-Stiftung. (WL)
Die INSM ist gegründet und hauptsächlich finanziert vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall. Als PR-Maschine fungiert eine Tochter der Werbeagentur Scholz & Friends, die Aperto AG, sie beschäftigt rund 40 Personen für die INSM. Als wissenschaftlicher Zulieferer fungiert das arbeitgebernahe „Institut der deutschen Wirtschaft“ (IW) und für demoskopische Daten ist der Hoflieferant für die CDU, das Institut für Demoskopie Allensbach zuständig. Durch Medienpartnerschaften mit der Wirtschaftswoche, impulse, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Die Welt, Handelsblatt und - für jüngere Leute - mit dem Musik-Sender MTV würden die Grenzen zwischen PR und Journalismus aufgeweicht. Auch Fernseh-Talkshows würden mit Gästen „beliefert“. Ziel ist eine mehrjährige Kampagne, die das Klima für wirtschaftsliberale Reformen verbessern soll. "Eine Analyse der Hans-Böckler-Stiftung"
„Respekt im Zeitalter der Ungleichheit“. Eine soziologische Betrachtung von Richard Sennet über die häufig außer Acht gelassenen sozialpsychologischen Wirkungen des „Umbaus des Sozialstaates“ Die Kritik an den langen Fragebögen für die Bezieher von Arbeitslosenhilfe wird von Vielen nicht verstanden. Schließlich müssten doch auch Sozialhilfeempfänger gegenüber den Sozialämtern Auskunft über ihr Vermögen geben, wird von den Befürwortern der Umstellung von der Arbeitslosenhilfe zum Alg 2 entgegen gehalten.
Wer so argumentiert verkennt, dass es dabei um etwas tiefgreifend anderes geht: Die früheren Arbeitslosenhilfebezieher wurden (vom Staat und meist auch von ihren Mitmenschen) eben nicht wie Sozialhilfeempfänger behandelt. Auch das Gesetz machte einen Unterschied. Deshalb konnten Langzeitarbeitslose auch neben der Arbeitslosenhilfe auf ihr angespartes Vermögen zurückgreifen, brauchten nicht in eine billigere Wohnung umzuziehen oder sie konnten eine erwerbstätige Ehefrau haben, die nicht persönlich „herangezogen“ wurde. Dass die Kinder oder sonstige Angehörige der „Bedarfsgemeinschaft“ zum Lebensunterhalt beizutragen haben, war in diesem „Versicherungssystem“ gleichfalls nicht vorgesehen.
Die Bezieher von Arbeitslosenhilfe hatten – ob dies nun von der Finanzierungsquelle her berechtigt war oder nicht – (jedenfalls überwiegend) das Gefühl, dass sie eine Leistung in Anspruch nehmen, die auf Grund einer eigenen Vorleistung – nämlich ihrer Arbeit und ihren Beiträgen zur Arbeitslosenversicherung – (zurück-)erstattet wird und nicht (nur) auf Grund von Bedürftigkeit. Mit der Gleichbehandlung der Arbeitslosenhilfe mit der Sozialhilfe wird gewollt oder ungewollt ein Gefühl der Abhängigkeit erzeugt – „die Schande der Abhängigkeit“, wie Sennet das nennt, kommt über diese Menschen.
Hat man wirklich darüber nachgedacht, wie es für die Alg 2 – Bezieher wirken muss, wenn sie für eine (zugewiesene) Arbeit ein oder zwei Euro in der Stunde „verdienen“ dürfen? Würde man ihnen nicht mehr „Respekt“ entgegenbringen, wenn man diese Arbeit als „ehrenamtlich Tätigkeit“ einstufen und statt eines Hunger-„Lohns“ eine Art „Aufwandsentschädigung“ bezahlen würde?
Über die Frage der Selbstachtung und die Erhaltung des Selbstbewusstseins (vor allem der im wirtschaftlichen Wettbewerb Benachteiligten) in einer ungleicher werdenden Gesellschaft und dem gegenseitigen Respekt im Umgang zwischen den an den Rand Gedrängten und denen, die erfolgreich in der Mitte der Gesellschaft stehen, kurz: Um die Frage, wie soziale Gerechtigkeit oder eine „Politik des Respekts“ im „Zeitalter der Ungleichheit“ aussehen könnte, handelt dieser lesenswerte Essay.
Das Buch ist nicht für Menschen geschrieben, die Zahlen, Daten, Fakten zum Sozialstaat suchen. Die wissenschaftliche Analyse in der Form eines typisch angelsächsischen Essays, hier noch mit einer stark biographischen Komponente versucht die sozialpsychologischen Aspekte etwa von Caritas, Fürsorge, bürokratischer, solidarischer oder ehrenamtlicher Hilfe für Schwächere darzustellen.
Richard Sennet; Respekt im Zeitalter der Ungleichheit, Berlin Verlag 2002
| | |
| | |
|
| |
|
Ergänzung per 03 /2006